Leseprobe aus "Roadkill Straßengott"


Der nächste Morgen. Ich fühlte mich dumpf und zweidimensional wie eine schlecht skizzierte Romanfigur. War alles nur ein Traum? Oder hatte Dad mich wirklich vergewaltigt? Ich warf die Decke zur Seite und setzte meine nackten Füße auf den Teppichboden. Wollte mich hochwuchten und klappte gleich wieder zusammen. Der Schmerz war einfach gemein.
„Gottverflucht, du Mistkerl!"
Mühsam rappelte ich mich auf, schwach auf den Beinen. Untersuchte mein Bett auf Spuren der letzten Nacht. So konnte ich es nicht lassen. Mein Laken war fleckig. Ich zählte Blut, Schweiß, und Dads Samen. Alles in allem eine unappetitlich bräunliche Mischung, die aus meinem Anus floss. An Sitzen war nicht einmal zu denken. Der obligatorische Morgenschiss war eine Herausforderung, der ich nicht gewachsen war. Ich biss mir auf den Unterarm, um nicht zu schreien. Ich zog mein Bett ab und knüllte die Wäsche zusammen. Nun musste ich es nur noch bis in die Waschküche schaffen, wenn ich einen letzten Rest an Stolz und Würde behalten wollte.
„So früh schon auf?"
Dad passte mich auf der Treppe ab. Schlug mir das Blutlaken aus der Hand und verhöhnte mich:
„Ja leck mich am Hintern, es ist ein Wunder. Die heilige Jungfrau blutet aus dem Arsch."
„Lass mich in Ruhe. Du hast gestern genug gehabt."
„Junge, das war erst der Auftakt."
Er klatschte mir frivol auf den Hintern. Meine Rosette brannte.
„In Europa würde man das Laken über den Balkon hängen. Als Zeichen deiner Ehre. Du warst mir eine gute Braut."
Bei dem Gedanken schauderte ich. Meine ganze Schande ausgestellt für die voyeuristische Nachbarschaft. Der Junge bekam es endlich in den Arsch. Schließlich war er alt genug, um die Schande zu ertragen. Dieser All-American-Boy bekam zum Abschlussball eine Rose angesteckt. Sein Dad würde ihn zum Tanz laden und über die Tanzfläche wirbeln. Kannst du die Sterne sehen? Kannst du die Streifen sehen? Wirst du vor der Fahne salutieren, wenn man es dir befiehlt? Die Bettwäsche rotierte in der Maschine, bis sie wieder weiß war und frei von jeder Sünde. Braune Klumpen schwammen in der Brühe. Die aus meinem Arsch kamen. Ich kam zu spät zur Schule. Die Laken trockneten auf der Leine.

*

Normalerweise hätte ich mich krank schreiben lassen sollen. Den ganzen Tag die harte Schulbank drücken. Ohne ein weiches Kissen oder einen Beutel Eis, der meine geschändete Rückseite gekühlt hätte. Lächeln und die Zähne zusammenbeißen lautete die Devise. Damit niemand merkte, was mit mir nicht stimmte. Warum ich blass war wie eine Leinwand. Und mein Arschloch rot wie ein Rose. Ich hatte die Dornen geschmeckt.
„Marc, schläfst du?"
„Sorry Mister Halloway. Ich war mit meinen Gedanken woanders."
„Ich habe dich nach deinen Hausaufgaben gefragt."
„Da muss ich passen."
„Wie bitte?"
„Musste Dad in der Werkstatt helfen. Mister Brown braucht dringend ein neues Getriebe. Als Vertreter ist er ständig auf Achse."
„Also wieder keine Hausaufgaben. Ich sollte mal mit deinem Dad reden. Damit er dir den Hinten versohlt."
Betroffen zuckte ich zusammen. Mein Lehrer machte sich Notizen und steckte dann den Zettel in seine lederne Aktentasche. Stephen lehnte sich zu mir herüber.
„Der darf zuhause bestimmt nicht an seine Alte ran."
„Stimmt. Lieber einen Maiskolben vom Feld als ein schrumpliges OSKAR MEYER WIENER WÜRSTCHEN."
Wir alberten beide, bis Mister Halloway uns ermahnte. Dabei war Lachen die falsche Medizin. Wenn mein Zwerchfell zuckte, hatte ich erhebliche Schmerzen. Verdammt, was hatte Dad in mir drinnen angestellt? Der Schulschwester gegenüber konnte ich mich keinesfalls offenbaren. Was für eine Geschichte hätte ich dem armen Mädel schon auftischen können? Warum meine Knabenspalte geweitet war wie ein Scheunentor mit eingerissenen Angeln? Dass ich mich bei einem Riesenschiss verletzt habe? Am Ende hätte sie Meldung gemacht, und man hätte meine Eltern verständigt. Nicht auszudenken, wie Franks Reaktion ausgefallen wäre.

*

Auf der Toilette kramte ich eine zerknitterte Packung Kopfschmerztabletten aus den Untiefen meines Rucksacks hervor, und führte sie mir vorsichtig ein. Selbst dieser kleine Gegenstand war eine Qual für meine geplagte Pussy. Geduldig saß ich auf der Schüssel und wartete auf eine Reaktion. Es schäumte, als hätte mein Arschloch Tollwut. Und brannte, dass mir der Schweiß ausbrach. Ich dachte an den ANGRIFF DER KILLERFOTZEN, einen fragwürdigen Science-Fiction-Filmm, zu dem ich mich mit Stephen ins Kino geschlichen hatte. Dort hatten haarige Riesenmuschis arglose Bürger verschlungen und sie zu Vulvianern gemacht. Einer Art Zwitter aus Mensch und Muschi. Am liebsten hätte ich laut aufgeschrien wie ein kleines Mädchen. Allein mit mir und dem Schmerz in einer muffigen Kabine, wo dumme Sprüche an den Wänden prangten. Kleine Graffiti, linkisch mit dem Edding angebracht. Herzchen, Bandlogos, Brandflecken von Taschenfeuerzeugen. Primitive Schwanzzeichnungen mit drei gekämmten Sackhaaren. Um mich herum war es trostlos. Das Brennen ließ nach und mein Anus wurde taub. Erleichtert atmete ich auf.
„Oh Gott!"
Mit Klopapier wischte ich mir den Schaum vom Loch und drückte die Spülung.

Als Taschenbuch und Ebook im Handel erhältlich. Und demnächst auch für Tolino.

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