Roadkill Straßengott
Erstaunlich, welche Wege ein Manuskript manchmal nimmt. Ich hatte die Figur klar vor Augen. Marc Roberts mit dem schiefen Lächeln und den in die Stirn hängenden braunen Haaren. Ich wusste von Anfang an, dass dieser Junge ein düsteres Geheimnis mit sich trägt.
In der ursprünglichen Version sollte er Tiere auf der Landstraße überfahren, ihre matschigen Reste in einen Sack werfen und durchficken. Dann realisierte ich, das Amazon bei einem Tierfickerbuch dieser Dimension nicht mitspielen würde. Ich legte den Fall zu den Akten. Auf den Stapel unbearbeiteter Ideen. Dort lagen meine Notizen ein ganzes Jahr lang.
Dann überlegte ich, dass es auch mit Menschen geht, wenn Tiere eben nicht drin sind. Und ich kramte meine Notizen wieder hervor. Ich machte ihn zu einem fiesen Serienmörder. Und fragte mich, was ihn so kaputt gemacht hat. Ich fand die Antwort und mir grauste davor: Weil er von seinem Pflegevater sexuell missbraucht wurde. Wollte ich das wirklich in die Story einarbeiten? Ich befragte Künstlerkollegen:
"Es kann nicht schmutzig genug sein. Ich will Rektalblutungen sehen!"
Hätte ich lieber nicht gefragt. Doch ich muss sagen, dass der Missbrauch dem Buch gut tat. Er gab ihm die nötige Würze, die es für schlaflose Lesenächte braucht. Selten war ich derart erschüttert und fassungslos bei den Korrekturarbeiten. Gibt es schlimmere Dinge als einen Leichenschänder oder Kannibalen? Leider muss ich diese Frage mit "Ja" beantworten.
Als Taschenbuch und Ebook im Handel erhältlich. Und demnächst auch für Tolino.
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