Vampir
Allein stehe ich in der Halle, Menschenfluten ergießen sich über mich wie der schwarze Segen der Pechmarie. Schulterrempeln, ich bemühe mich, auf den Beinen zu bleiben. Immer wieder hämmere ich mir in den Schädel, dass es doch Menschen sind, es gelingt mir kaum. Geister meiner Sturmjahre, treten sie durch mich hindurch. Versuchen auf ihrem Weg in die Hölle mir die Haare auszureißen. Es brennt wie von tausend Stichen...
Dann trittst du aus dem Abteil. Staub in den Haaren, als hätte die Reise mehr als nur einen Wimpernschlag gedauert. Zeitungen, zu einer fleischlosen Wurst zusammengerollt. Nachrichten, die längst von der nächsten Demütigung aufgefressen wurden. Schleppst einen zum Bersten gefüllten Koffer ächzend über die Kante. Mir graust vor all den Dingen, die du gesammelt hast. Je länger wir es miteinander aushalten, desto größer schütten wir die Halden.
Meine Schulter ist leer. Taub für jedes Gefühl. Als deine Arme sich um mich schlingen, muss ich an Treibsand denken, und ich fühle mich verloren, verloren in dir. Wie fremd du mir geworden bist. Ein Stück Treibholz, mit dem ich es einst getrieben hatte. Treibt mir nun den silbernen Keil ins Herz. Tags leide ich, nachts sterbe ich. Dazwischen versuche ich, mich an dein Gesicht zu erinnern, doch meine Gedanken sind leer. Meine spröden Lippen treffen deine Wangen. Als sie abrutschen, hinterlassen sie tiefe Kratzspuren. Welche Requisitenkammer hat dich ausgespuckt, dass du dein Dasein an meiner Seite fristen musst?
Die Knie werden weich, ich sollte dieses miese Stück verlassen. Den samtenen Vorhang wie ein Damoklesschwert im Nacken, Applaus nur noch ahnend.
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