Leseprobe aus "Augenficker"
Miriam Hirbel saß auf der Fensterbank, rote Strähnen fielen ihr ins Gesicht, und verdeckten blasse Alabasterhaut. Schon am ersten Tag waren Rafael ihre drallen Hinterbacken aufgefallen. In der Stadt nannte man solche Oberschenkel ein gebärfreudiges Becken. Auf dem Land nannte man es schlichtweg Scheunentor. Auch an Möpsen war Miriam reich gesegnet. Schade, dass sie nur zum Blinde-Kuh-Spielen taugte. Auf seinem Weg zum Lager kreuzten sich ihre Lebenslinien auf denkbar erotische Weise.
„Rafael, bist du das?“
Sie mochte blind sein, aber sie hörte gut. Wie Rafael sich bewegte. Den linken Fuß mit jedem Schritt leicht nach innen drehte. Die Brusthaare unter dem Baumwollstoff seines T-Shirts raschelten, als künden sie von einer erotischen Begegnung. Vielleicht würden sie einander näher kommen, just in diesem Moment.
„Ja.“
Seine Stimme brach, wurde heiser. Die Atmosphäre intimer. Dicker, wie Melasse. Preschte er nur einen Millimeter vor, roch er Miriams Haut, und spürte das aufgewärmte Glas ihrer kalten Augen.
„Kannst du mir bei meinen Augen helfen?“
„Was soll ich tun?“
„Sie sind seit drei Tagen drin. Mir jucken die Höhlen ganz fürchterlich. Du kannst mir helfen, sie zu putzen. Ich habe eine spezielle Reinigungslösung.“
Miriams Löcher juckten. Sie konnte kaum erwarten, dass Rafael Hand anlegte. Wenn es eine Aufforderung zur Erektion gab, dann diese.
„Soll ich sie dir raus drücken?“
„Nein, du würdest mich verletzen. Lass dir von einer erfahrenen Frau zeigen, wie das geht.“
Fräulein Hirbel schob die Fingerspitzen zwischen ihre Schamwimpern. Nass gluckerte darunter ein Brunnen der Geilheit. Tränen kullerten, der erste Tropfen Mösensaft.
„Hab ich euch Schlingel endlich.“
Feucht kullerten ihre blauen Augen in Rafaels Hände. Starrten ihn an. Glubsch registrierte feinste Äderchen und eine makellose Pupille. Wie gut die Ausführung dem Prothesenbauer gelungen war. Solche Schätzchen mussten ein Vermögen kosten.
„Und was mache ich jetzt?“
Rafael zitterte am ganzen Leib.
„Sieh mich an.“
Wenn du lange genug in einen Abgrund starrst, starrt der Abgrund zurück. Fleischig rot lag ihre Weiblichkeit ausgebreitet wie Löcher einer Bowlingkugel. Er musste nur Zeige- und Mittelfinger hineinstecken. Oder seinen hart pochenden Schwanz.
„Gefällt dir, was du siehst?“
„Du machst mich verlegen.“
„Sind doch nur Löcher. Hat ein junger Mann wie du noch kein weibliches Augenloch gesehen?“
„So direkt nie.“
„Und jetzt... wasch meine Augen.“
Schmutzige Gedanken fluteten seinen Kopf, machten ihn sprachlos. Rafael zögerte. Miriams Augen waren aus dünnem Glas, sie wirkten zerbrechlich.
„Sei nicht so schüchtern, fass sie an.“
Rafael griff zu Reiniger und Schale. Papa ging jedes Wochenende mit ihm Angeln, als er kleiner war. Manchmal nahmen sie einen Kiesel vom Uferbett, und warfen ihn flach über die Wasseroberfläche. Rafael dachte an Kassandras Stofftiere. Das Wasser spritzte um ihre toten Kunststoffaugen, bevor sie auf den Grund sanken. Trübstoffe aufwirbelten, Schlick und tote Fische.
„Als würde man ein Gebiss reinigen.“
„Sinnlicher. Und nun hol sie raus, sie müssten sauber sein.“
Mit einer feinen Bürste entfernte er letzte Reste menschlicher Ablagerungen. Schweiß, Tränenflüssigkeit, abgestorbene Hautzellen. Wimpern schwammen in der Brühe, als hätte er ihr die Muschi versorgt.
„Reib sie. Reib sie, bis sie glänzen.“
Sie drückte ihm ein weißes Baumwolltuch in die Hand und Politur. Es war wie beim Wichsen. Das weiße Tuch, die hastigen Bewegungen. Rafael rieb ihre Augen. Unter seinen Händen erwärmte sich das Glas.
Als Ebook und Taschenbuch bei einem Optiker ihrer Wahl.
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