Leseprobe aus "Hämophil"
Mit Linda Bergers Eintritt in die Wechseljahre brach für Daniel eine Welt zusammen. Der Schoß aus dem er einst gekrochen, blutete nicht mehr. An der sonntäglichen Kaffeetafel konnte er nur Verachtung für dieses Weib empfinden. Darunter mischten sich Versagensängste und tiefe Depressionen. Wie sollte er je wieder ein Bild malen? Daniels Körper war ein wundes Aas, gepeinigt von der Nacht. Wie üblich war sie zu kurz, die Groupies unersättlich, und seine Eier ausgetrocknet. Dennoch fand er Zeit für familiäre Zusammenkünfte. Die Welt ging täglich vor die Hunde, in Blut und faulen Klumpen. Aber nicht an Mutters Kaffeetisch. Dort duftete der Apfelkuchen nach Mandeln und Zimt. Das frische Röstaroma kolumbianischer Bohnen schmeichelte die Nase, gehäkelte Tischdecken sorgten für vertrautes Ambiente. Daniel war eine Rakete mit ausgebrannter Kapsel. Er kam herunter. Kehrte zurück in die Normalität wie ein Sommerfrischler von der Alm. Schnüffelte an Kuhfotzen, roch Erde und Kot. Wo ein Damm ist, wachsen auch Klabusterbeeren am Strauch. Kokain rieselte aus seiner Nase, das richtige Marschierpuder für eine Orgie in dekadenter Vielweiberei. Am Morgen hatte er mehrere Wägen bei der Taxizentrale bestellt. Zwei für die Mädels, und einen für sich selbst. Ich falle Mutter, fang mich auf.
*
Zuerst bemerkte er die Fliesen. Seit seiner Kindheit waren sie in rotbraunen Mustern gesprenkelt. Als hätte jemand eine Sau geschlachtet, und ihren Kadaver durchs Haus gezogen. Jemand hatte gewischt. Nur in Wänden und Polstern klebte der alte Geruch, stinkend wie ein Fisch. Wohlig war er ihm vertraut.
„Setz dich, Junge. Es gibt Zwetschgenkuchen.“
Die alten Pflaumen hatten Saft gezogen, und waren karamellisiert. Mutter wirkte alt, ihr Blick so müde wie der des Sohns nach einer Nacht voll Drogen und hemmungslosem Sex. Nie hatte er seine Eltern wegen einem Groupie versetzt. Sie kannten seine Einstellung zur Kunst, seine Leinwände. Und doch wussten sie nichts als die reine Fassade. Daniel wollte sie nicht enttäuschen. So log er um Privatleben und Perversion. Der liebe Sohn. Der anerkannte Künstler. Der Sadist. Der Fotzenschlächter.
„Du hast was an der Nase.“
Mit Daumen und Zeigefinger rieb er seinen Kolben. Von schlechtem Kokain bekam er Nasenbluten. Daniel hatte eine Kruste, wie der bunte Zuckerrand eines Drinks. Wenn Mutter nicht aus ihrem Loch bluten wollte, ging der Kelch an ihn.
„Was ist nur aus deiner Menstruation geworden?“
„Ach Kindchen, das ist ein heikles Thema. Ich habe dich doch aufgeklärt?“
„Früher als jedes andere Kind.“
„Warum deine Mami einmal im Monat blutet.“
„Jeder Klumpen hätte ein Bruder werden können. Oder ein liebreizendes Schwesterchen.“
„Dies ist aber nie passiert.“
„Ich blieb ein Einzelkind.“
„Aufgezogen in der Lehre der Säfte.“
„Lass es laufen, lautete deine Devise. Nun ist die Quelle versiegt.“
„Es ist doch nur Blut.“
Bei Mutter-Sohn-Gesprächen über abgestorbene Gewebereste und dickes Geschmier auf der Leinwand, enthielt sich Vater der Stimme. Manche Dinge überschritten seinen einfachen Intellekt. Linda setzte jedem ein weiteres Stück Pflaumenkuchen auf den Teller. Sie versuchte zu vermitteln.
„Für dich war es immer mehr.“
„Die Grundlage meiner Kunst.“
„Weil du sie dazu machst.“
„Ich wählte eine Darstellweise, die meine Fans positiv aufnahmen. Man nagelt mich auf diese Marke fest. Gewissen Kreisen gelte ich als Ekelpapst von Zepter und Würden.“
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