Nachtgebet


Die Hölle ist ein Raum, wo es nach Bettfürzen riecht und erkaltetem Marihuanadunst. Wo die Gluthitze eines unbarmherzigen Sommers durch die Lamellen kriecht, die nur Sehschlitze sind für das wütende Auge Gottes. Auf einen Windhauch zu hoffen, der nie kommt. Davon unbewegt kräuseln sich die Staubschichten um Gottes Fingerzeig, doch ich bleibe taub für seine Eingebungen. Ich habe mich unter die Bettdecke verkrochen, weil mich die Schattenkönige ängstigen, die unter den Tischen tanzen. Einst trug ich selbst eine Krone und war einer von ihnen. Seit sie mich verstoßen haben, fürchte ich mich vor dem Herdfeuer ihrer Augen.

Zwischen den Lamellen lodert ein Feuer, welches mich verzehrt, Abend um Abend. Erscheinen mir die harten Silhouetten wirklicher als die Realität. Zucke ich zusammen unter den harten Kolbenschlägen der Schreie, die wie Blitze hinabschießen. Der Donner sind die Möbel im Haus, die der Verdammnis entgegenrücken. Vertrautes tauscht seinen Platz mit den Geheimnissen der Nacht, und ich fresse meine Fingernägel. Blutrote Halbmonde, die einem Kaninchen gleichen, das im Stall verhungert. Am Ende fressen wir uns alle selber auf. So läuft der Hase, und ist schon immer gelaufen. Ich spüre es in ihrer Stimmlage, lange noch bevor sie meinen Namen aus der Tonne ziehen.

Kabinenausgleich, der Druck in meinen Ohren löst sich mit einem lauten !PLOPP. Katzen, die sich auf der Müllhalde balgen. Um die Reste meiner verstreuten Innereien. Zusammen mit Mutter Mond und Gevatter Tod. Schließt das Nachtgebet mir die Augen zu wie einem müdem Kinde.

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