Wasserleiche


Schwerelos schwebe ich auf der Wasseroberfläche, das Gesicht nach unten gedreht. Kleine Krebse nisten in meinen Backen, und arbeiten mit ihren Scheren Löcher in meine Wangen. Sonnenstrahlen fallen durch die morschen Bretter der Pier, brechen auf der Wasseroberfläche, brechen an meiner weißen Haut, dringen in die Tiefe und lassen die Algen zu mir sprechen, sanft & grün. Mit jedem meiner Worte steigen Luftblasen auf, die Schmutz und Schwebeteilchen verwirbeln. Ich merke kaum mehr, dass ich schreie.

Mit jeder schlaflosen Nacht verwischen die Grenzen, fransen die Ränder aus, fließen die Farben aus den Dingen, deren Namen ich vergaß. Wer vermochte noch, zwischen Dämmerbildern und Halluzinationen zu unterscheiden?

Wärme im Rücken, wie eine sanfte Hand, die einen tiefer unter Wasser drückt. Die Sonne treibt nur die Zersetzung meiner Zellen voran. Ich spüre, wie mir das Fleisch auf den Rippen sauer wird, und es ist grässlich. Die Schuhe lösen sich von meinen Füßen, und sinken in die Tiefe. Die gedunsene Brust sprengt die Knöpfe vom Hemd, und auch sie verschwinden in der Tiefe. Vielleicht findet ein Strandjunge sie eines Tages, der Treibgut aufliest. 

Ich bin seit Wochen tot.

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